Aachener Zeitung, 12.05.2004
Würselen. Der MGV "Orphea" Bardenberg hatte seinen Zuhörern nicht zu viel versprochen:
Die Herren von "capella a capella" entpuppten sich beim Frühjahrskonzert in der Mehrzweckhalle
An Wilhelmstein als interessante Gäste. Im "Dörflein" gaben Stimmakrobaten per excellence
ein Debüt, das über den gelungenen Abend hinaus in bester Erinnerung bleibt. Dass er zum
besonderen musikalischen Erlebnis wurde, dazu trug auch der gastgebende, mehr als 30-köpfige
Chor ein gerüttelt Maß bei. Unter souveräner Stabführung von Chorleiter Willy Beckers schlug
er vor allem nach der Pause bisher ungekannte Töne stimmungsvoll an.
Mit fröhlichem Gesang begrüßte die "Orphea" - auch dabei war die Handschrift des neuen
Dirigenten unverkennbar - liebevoll den Wonnemonat Mai: zuerst mit "Burschenlust", bekannt
unter "Der Mai ist gekommen", und mit "Süße Liebe liebt den Mai", zwei Ohrwürmer von Friedrich
Silcher, des bekannten Komponisten klassischer Volksweisen. Einfühlsam interpretierte der
harmonische Klangkörper Franz Schuberts Hommage "An den Frühling", bevor schwungvoll das
"Frühjahrsliedchen" von Heinrich Albert angestimmt wurden, ganz nach dem Geschmack des leicht
zu begeisternden Publikums. Mit dem frohen "Wem Gott will rechte Gunst erweisen" zog es den
"Wandersmann" von Friedrich Mendelssohn-Bartholdy hinaus in die Welt. Leichtfüßig und
beschwingt ließ der Chor "Pferde zu vieren traben".
Mit "Italienischem Salat" lieferte das elfköpfige Ensemble "capella a capella" eine erste
vollmundige Kostprobe feinsten Chorgesanges ab, technisch versiert und meisterlich in der
spritzigen Gestaltung des launischen Chorwerkes. Mit gesanglichem Augenzwinkern zogen die
Akrobaten ihre Zuhörer von Beginn an in ihren Bann. Mit raffinierten Tempi- und
Stimmungswechseln trieben sie gesanglich ihr munteres Spielchen mit Schuberts "Die launige
Forelle" in einer Bearbeitung von Franz Schöggl. Mit ins Boot holten sie Mozart, Weber und
Beethoven, deren Kompositionen mit dran glauben mussten. Unverfremdet, aber doch mit eigener
Note nahmen sie bei der "Kleinen Frühlingsweise" von Antonin Dvorak ihre Zuhörer mit auf die
Reise in die weite Welt. Rauschender Beifall war der Lohn. Weitere Seiten ihres
facettenreichen Repertoires schlugen die ehemaligen Sänger der Aachener Domsingschule - einige
tragen in dem renommierten Chor heute noch zur Verstärkung der Männerstimmen bei - im zweiten
Teil auf, humorvoll, spritzig und heimatverbunden. Dabei spannten sie den Bogen von "What put
the bomb" über "Yes Sir" bis zu "Mi Oche", wobei ein Irisches Volkslied Pate gestanden hatte.
Zwischendurch eine Liebeserklärung an "e lecker Mädche" und an den "Öcher Schäng".
Bei der "Orphea" kam nach der Pause die leichte Muse zu ihrem Recht, erst mit "Can Can" aus
Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt". Zum Verlieben waren die von Otto Groll arrangierten
goldenen Evergreens. Und schließlich noch der Abstecher zu "My Fair Lady", dem am Broadway
meist gespielten Musical von Frederick Loewe. Hatte sich bei "Melodien zum Verlieben" schon
ein Ohrwurm an den anderen gereiht, dann erst recht beim Musical-Querschnitt. Den
instrumentalen Background lieferte versiert die Euregio-Combo mit Kreischorleiter Rolf Besse
am Klavier, Herbert Huppertz, dem Leiter des Bardenberger Mandolinenorchesters, am Bass und
Alfred Kronen am Schlagzeug.